Dienstag, 30. Oktober 2007

Sonntag, 28. Oktober 2007

39°25'54'' s 71°56'30'' w

so, nach dem ganzen historischen jetzt mal wieder was seichteres, nämlich ein reisebericht.

bereits vor einigen wochen waren wir (also die judith vom bodensee, zwei witzige belgier, eine französin und ein eitler finne) im schönen pucón. das ist ein kleines städtchen im süden von chile, wunderschön gelegen zwischen wäldern und dem lago villarica. so idyllisch, dass man fast meinen könnte, man wär im schwarzwald oder in den voralpen - wenn da dieser vulkan nicht wäre. ja, ein waschechter vulkan, 2.840m, lavaspeiend und fast konisch.

volcán villarica


natürlich hat uns bei diesem anblick der ehrgeiz gepackt und wir wollten ihn auch erklimmen. schnee, eis und winde machten dieses vorhaben allerdings zu einem abenteuer mit hochalpiner ausrüstung: spitzhacke, steigeisen und goretex-klamotten waren selbstverständlich. und da man ja nur ungern wieder runterläuft, haben wir die snowboards auch gleich mit raufgeschleppt. war ein erlebnis, 1.600 höhenmeter gings steil bergauf. megaanstrengend, aber für diese aussicht hat es sich dann echt gelohnt. lava gabs zwar keine, dafür aber viel schwefelgestank. und die knapp einstündige abfahrt über unberührte tiefschnee-flächen hat auch für die strapazen des aufstiegs entschädigt.

lift, ungenutzt - telesilla, no usada


aufstieg - ascensión


abfahrt - partida


am abend gabs dann erst ein asado (fleischfleischfleisch) mit etwas bier, danach gings ab in heisse thermalquellen unter sternenhimmel, um in den geburtstag von der judith reinzufeiern, und zwar klassisch mit pisco, tröten und papphütchen. war a gaudi...

asado mit g'scheit fleisch - asado con mucha carne


am nächsten tag gings dann ab zum reiten; sind ja jung und dynamisch und wollen ständig irgendwas machen. eigentlich liegen mir ja pferde nicht so wirklich, was sich auch bestätigte. trotz (oder wegen?) des schönen namens ("chiquitita") war mein pferd eher störrisch. konnte mich nur mithilfe eines stockes durchsetzen und am ende wollte es mich sogar umbringen, so schnell ist es gerannt. naja ich habs überlebt und so schlecht wars dann doch nicht.

so des wars dann auch schon wieder mit urlaub und zurück gings in einer 10stündigen busnachtfahrt ohne beinfreiheit und schlaf ins schöne santiago.


geburtstag
zu meinem geburtstag gings ab in die piojera (http://www.lapiojera.cl), einem kleinen, typisch chilenischen lokal mitten in santiago mit bemalten wänden und vom vielen bier klebrigen böden (superklassisch, wer mich besuchen kommt, wird sie mit sicherheit kennen lernen). also insgesamt ziemlich runtergekommen, aber mit typisch chilenischem flair (daraus könnte man jetzt ja schließen, dass chile ziemlich runtergekommen ist. hmm. eigentlich nicht. zumindest nicht überall. naja...).

war ganz lustig, so mit viel terremoto, einem (natürlich) typisch chilenischem getränk mit ananaseis, wovon ich mir einen prompt erstmal in meine tasche mit unizeug schüttete.

zum nachmixen hier das rezept:
400ml-glas
fernet
weißwein
ananaseis (kann auch mit rum substituiert werden)

piojera - piojera


so, das waren die sachen, die ich hier noch schnell loswerden wollte.
ansonsten ganz liebe grüße und bis bald
olli

ach ja, auch hier sind wieder alle bilder geklaut, lieben dank an die fotografen...



Freitag, 26. Oktober 2007

¡venceremos!

„sigan ustedes sabiendo que, mucho más temprano que tarde, se abrirán de nuevo las grandes alamedas por donde pase el hombre libre, para construir una sociedad mejor. ¡viva chile! ¡viva el pueblo! ¡vivan los trabajadores! estas son mis últimas palabras, teniendo la certeza de que mi sacrificio no será en vano. tengo la certeza de que, por lo menos, habrá una sanción moral que castigará la felonía, la cobardía y la traición.“

„ihr sollt wissen, dass sich früher als später die breiten alleen wieder öffnen, auf denen freie menschen gehen werden, um eine bessere gesellschaft zu errichten. es lebe chile! es lebe das volk! es leben die arbeiter! dies sind meine letzten worte, gesprochen in der gewissheit, dass mein opfer nicht umsonst gewesen sein soll. ich habe die gewissheit, dass es zumindest eine moralische bestrafung für diesen treuebruch, den verrat und diese feigheit geben wird!“


dies war die letzte rede von salvador allende, dem chilenischen präsidenten, gehalten am 11. september 1973 in der moneda, dem präsidentenpalast chiles und übertragen von radio magellanes. kurze zeit später war er tot, erschossen entweder von den putschisten oder von eigener hand.

einige stunden zuvor erhob sich das militär gegen die regierung und stellte dem präsidenten ein ultimatum für den rücktritt, welches dieser ausschlug und sich stattdessen mit einigen getreuen in der moneda verbarrikadierte. in der folge begannen um 11.55 uhr flugzeuge die moneda in schutt und asche zu schiessen, während armeeeinheiten in das gebäude vorrückten. widerstand hatte keine chance, und somit war das ende der letzten demokratisch gewählten regierung chiles bis 1989 besiegelt.


die vorgeschichte

zur chilenischen präsidentschaftswahl 1970 trat mit der unidad popular (up) ein bündnis aus parteien des gesamten linken spektrums sowie der christdemokraten an. spitzenkandidat war der promovierte arzt salvador allende. das wahlprogramm sah verstaatlichungen der bergbauindustrie, der telefongesellschaften sowie anderen großindustrien vor. weiterhin wollte die unidad popular eine große landreform durchführen, da in chile immer noch ein koloniales system vorherrschte und ein geringer teil der bevölkerung über große teile des landes verfügte.

schon vor der wahl rumorte es in chiles gesellschaft; es gab vielerlei aktionen, diskussionen und demonstrationen. die rechte wurde massiv von den vereinigten staaten unterstützt, die einen weiteren kommunistischen staat in ihrem „hinterhof“ definitiv nicht haben wollten. besonders die geplanten enteignungen der amerikanischen unternehmen itt (telefondienstleister), dupont (sprengstoff), united fruit (bananen) sowie von banken, teilweise us-amerikanische tochterunternehmen, waren den usa ein dorn im auge.

„the issues are much too important for the chilean voters to be left to decide for themselves”
(us-sicherheitsberater henry kissinger)
also wurde bereits 1970 ein militärputsch geplant, wozu der verfassungstreue chilenische generalstabschef rene schneider von einem von den usa finanzierten killerkommando entführt wurde. daraufhin sollte das militär die macht übernehmen, was allerdings nicht gelang.

revolución con empanadas y vino tinto“
(„revolution mit empanadas und rotwein“, salvador allende; gemeint war der friedliche übergang zu einem „besseren system“ durch wahlen)
somit wurde einige tage später, am 4. september 1970, salvador allende als weltweit erster demokratisch gewählter marxistischer staatspräsident vereidigt. dessen politik war in der anfangszeit sehr erfolgreich, das chilenische bruttosozialprodukt wuchs um 7,7%, das produktionsvolumen um 13,7%, die arbeitslosigkeit sank von 8,3% auf 3,8% und die inflationsrate ging von 34,9% auf 22% zurück. die großen industrien, allen voran der kupferbergbau, gingen in den staatsbesitz über, während durch die landreform etwa 2,5 millionen hektar bewirtschafteten landes enteignet wurden. soziale maßnahmen wie der bau von 4.500 wohnungen für obdachlose in santiago, kostenlose medikamente und gesundheitsversorgung sowie ein halber liter kostenloser milch für schulkinder wurden ergriffen. von all diesen erfüllten wahlversprechen profitierten hauptsächlich die pobladores, die verarmten bevölkerungsschichten.

„make the economy (in chile) scream to prevent allende from coming to power or to unseat him“
(us-präsident richard nixon)

doch dieses hoch währte nicht lange. das ausland, allen voran die usa reagierten mit boykotten auf die enteignungen: kredite wurden gesperrt, ersatzteillieferungen verweigert und kupferlieferungen wurden beschlagnahmt. die oberklasse chiles reagierte ihrerseits mit investitionsweigerungen und konsumsteigerungen. all diese maßnahmen zogen volkwirtschaftliche konsequenzen nach sich, denen die unidad popular nichts entgegensetzen konnte.

was folgte, hatte eine gewisse eigendynamik: arbeiter übernahmen betriebe von unternehmern, die offen gegen die sozialistischen maßnahmen waren, mapuche (ureinwohner) besetzten ländereien, da ihnen die landreform nicht zügig genug voranging, und auch die opposition warf durch streikaufrufe immer neue kohlen ins feuer.

da eine friedliche machtablösung nicht mehr möglich schien (die unidad popular gewann die parlamentswahlen 1973 mit 43%), setzte die us-unterstützte opposition verstärkt auf konfrontation: die regierung wurde für verfassungsfeindlich erklärt und neue, massive streikaufrufe wurden veröffentlicht. ein putschversuch im juni 1973 scheiterte.

am 9. september verkündete allende, eine volksbefragung über die zukunft der unidad popular durchführen zu lassen, wozu er allerdings nicht mehr kam. nur zwei tage später erfolgte der putsch durch generalstabschef augusto pinochet, der erst einen monat zuvor dazu ernannt worden war.

es begann die düstere zeit der chilenischen militärjunta.



die diktatur

„estamos en guerra, señores“
(„wir sind im krieg, meine herrschaften“, augusto pinochet)
die junta (bestehend aus den jeweiligen oberkommandierenden von armee, polizei, luftwaffe und marine) wälzte die gesellschaftlichen strukturen in chile massiv um; sämtliche parteien wurden verboten, die verfassung außer kraft gesetzt und oppositionelle, intellektuelle sowie künstler wurden verhaftet. folterungen, verhöre, verschleppungen waren an der tagesordnung. konzentrationslager wurden eingerichtet, unter anderem im estadio nacional, in der atacama-wüste und im feuerland-archipel. auch in der berüchtigten, deutschstämmigen colonia dignidad wurde gefoltert. der kampf gegen die subversion nahm seinen lauf, regimekritiker wurden wie auch in argentinien lebend über dem meer abgeworfen. selbst im ausland ließ pinochet morden (washington, buenos aires).


angesichts des chaos, das in chile geherrscht hat, erhält das wort „ordnung“ für die chilenen plötzlich wieder einen süßen klang."
(franz-josef strauß, csu, nach dem putsch)
wirtschaftlich ließ pinochet den chicago-boys, einer gruppe von chilenischen ökonomen, die in chicago bei milton friedman studiert haben, freie hand. diese wollten den neoliberalismus nach chile bringen, mit massiven reprivatisierungen, reduzierung der importzölle sowie umfangreichen privaten vorsorgesystemen; also wirtschaftlich genau dem entgegengesetzen system der vorhergehenden regierung. auch die sanktionen des auslandes wurden eingestellt. folge war ein wiedererstarken der wirtschaft bei einem gleichzeitigen starken aufklaffen der sozialen schere – die armen wurden immer ärmer, die reichen immer reicher.

dadurch gab es natürlich starke spannungen, trotz verboten gab es immer mehr widerstand gegen das militärregime; es gab demonstrationen und bewaffnete untergrundorganisationen. Auch das ausland reagierte und begann das regime mehr und mehr zu ächten.

ende der 80er jahre wollte pinochet sein regime national als auch international legitimieren und führte eine volksbefragung durch, die er prompt verlor. in folge dessen wurde patricio alywin am 11. märz 1990 unter demokratischen bedingungen zum präsidenten gewählt, während pinochet sich zum senator auf lebenszeit ernannte und oberbefehlshaber der streitkräfte blieb.


die folgen

pinochet wurde in chile nie angeklagt, zum einen aufgrund seiner immunität als senator, zum anderen, weil die gesellschaft stark gespalten war und es trotz vieler gegner auch noch sehr viele anhänger gab, unter anderem auch in der justiz.

erst 1998 wurde er aufgrund eines spanischen haftbefehles in grossbritannien festgenommen und unter hausarrest gestellt. die folgenden zwei jahre stritten anwälte, staatsanwälte und richter darum, ob man ihn vor gericht stellen dürfe oder nicht, schliesslich war er ja schon weit über 80. aus gesundheitlichen gründen und auf bitten der chilenischen regierung wurde er dann freigelassen.

wieder in chile eingetroffen, wurde seine immunität aufgehoben und erneut hausarrest verhängt. zu einem verfahren kam es bis zu seinem tod am 3. dezember 2006 nicht. einige monate vor seinem tod ließ er eine rede verlesen, in dem er seine diktatur rechtfertigte und um einen schlusstrich unter der vergangenheit warb. die gefolterten und ermordeten wurden mit keinem wort erwähnt. an seinem grab zeigten anhänger den hitlergruß, während auf der alameda sowie dem plaza italia erst gefeiert wurde, dann steine flogen.

we didn't do it. I mean we helped them, created the conditions as great as possible"
(us-sicherheitsberater henry kissinger in einem bericht an präsident richard nixon zum putsch in chile)
aus dokumenten des cia kam zum vorschein, dass die usa die wahl allendes zum präsidenten mit 7 millionen dollar verhindern wollte. Als dies nicht gelang, investierten sie noch einmal 10 millionen dollar, um geheime aktionen zum sturz allendes durchzuführen. das militärregime wurde mit 290 millionen dollar jährlich unterstützt.

henry kissinger, der mit die meisten aktivitäten gegen die demokratisch gewählte regierung durchführen ließ, erhielt 1973 den friedensnobelpreis (für verhandlungen mit vietnam).

die moneda wurde wieder neu errichtet und beherbergt heute wieder die regierung (nicht das parlament, das sitzt in valparaíso) sowie ein museum.

insgesamt sind während des regimes etwa 3.000 menschen verschwunden, während mehrere 10.000 gefoltert wurden.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

südafrika...

...2010 steht ja vor der haustür; die wm rückt immer näher, auch wenn sich die europäer noch mit so´ner läppischen em rumplagen. doch die südamerikaner können es kaum noch erwarten, deshalb fangen sie schon mal an mit den qualifikationsspielen.

heute gabs hier in santiago im schönen estadio nacional (naja schön nicht wirklich, mehr dazu später mal in einem anderen blog...) das spiel chile - peru. da steckt schon einiges dahinter, ist ja eine eingefleischte rivalität, so in etwa wie deutschland - holland, und das hat genauso wie in europa mehrere gründe.

zum einen natürlich der große, arrogante nachbar (chile respektive deutschland) gegen den kleinen, unterentwickelten zwerg hinter den anden bzw. hinterm deich (peru respektive holland). zum anderen auch ein krieg. während in europa der zweite weltkrieg objektiv (deutschland durfte bis 1950 keine offiziellen länderspiele austragen) und auch subjektiv (englands kampagne gegen die "nazis" während der em 1996) lange das bild der fußballnationen prägten, war es im südwesten lateinamerikas der pazifische krieg (guerra del pacifico).


dieser fand 1879 bis 1884 zwischen chile auf der einen sowie peru und bolivien auf der anderen seite statt. hauptsächlich ging es dabei um salpeterlagerstätten in der nödlichen atacama-wüste. resultat des gemetzels (insgesamt 14.000 tote) war, dass peru sowie bolivien große teile ihrer länder an chile verloren (u.a. verlor bolivien seinen direkten zugang zum meer).

die nachwirkungen dieses krieges sind auch heute noch zu spüren. so veröffentlichte peru vor einigen wochen eine seekarte mit den seegrenzen von vor 1884, was ein mittleres politisches erdbeben hervorrief. beseitigt wurde diese krise erst durch ein reales erdbeben in pisco. auch bolivien drängt immer wieder auf rückgabe eines direkten zugangs zum meer, was chile aber genauso oft ablehnt und stattdessen auf die kostenlose nutzung chilenischer seehäfen durch bolivien verweist.

nun ja, auf jeden fall ist diese rivalität auch im fußball zu spüren. also angeblich, zumindest warnten die renomierten zeitungen chiles, man solle doch pünktlich zum spiel erscheinen, da die sicherheitsvorkehrungen immens seien. um ehrlich zu sein, habe ich davon oder von fussballrivalitäten nicht soviel gespürt; ein kleines, verlorenes häufchen peruaner wurden zwar bei jedem versuch, sich zu äußern, gnadenlos ausgepfiffen, insgesamt wars aber nicht so schlimm. eher so nette volksfeststimmung, mit einem vortänzer, der die leute zu chi...le; chi-chi-chi; le-le-le; viva chile-rufen animiert hat und dabei wie wild die chilenische flagge geschwenkt hat.

das spiel selber, naja, mittelmäßig mit einigen guten szenen am schluss. chile schickte peru standesgemäß mit 2:0 nach hause (torschützen: suazo (11') und fernández (51')) und bleibt nach dem 0:2 letzten samstag in buenos aires gegen argentinien im mittelfeld der südamerika-gruppe.

was bleibt, ist die erkenntnis, dass fußball in südamerika nicht immer freude, spaß und party bedeutet. der gemeine chilene sieht sein spiel lieber im sitzen (¡sentate! - hinsetzen!) und geniesst auch sonst eher die stille. wenn 60.000 leute dann diese einstellung haben, kann so ein fußballspiel ziemlich langweilig werden.







Dienstag, 16. Oktober 2007

das ei des kolumbus...

...wurde an diesem tag sicher nicht entdeckt, dafür aber etwas anderes tolles: amerika. am 12. oktober 1492 meldete der ausguck eines der drei schiffe von christoph kolumbus "land in sicht" und nach über zweimonatiger reise konnte der italienische entdecker endlich "sein indien" betreten.

auf einer kleinen insel der bahamas fand die amerikanische "conquista" also vor genau 515 jahren ihren anfang. in ihrem verlauf kolonialisierten hernán cortés, francisco pizarro, pedro de valdivia und andere immer mehr land und zerstörten dabei immer mehr der großen andenkulturen. inkas und azteken waren zwar hochkultiviert, haben astronomie und agrarkultur eingeführt, doch leider mit dem wehrbudget geknausert, so dass sie den musketen und rüstungen der conquistadoren nichts entgegenzusetzen hatten. ebenfalls hilfreich waren die krankheiten, welche von den spaniern und später auch portugiesen aus dem fernen europa mitgebracht wurden und gegen welche die ureinwohner leider nicht resistent waren.

so wurde amerika unter den eroberern aus extremadura aufgeteilt, während sich die katholischen könige in kastilien und aragonien die hände ob des vielen goldes, silbers sowie der sklaven rieben. hätte es damals schon die vereinten nationen gegeben, hätte dieses vorgehen mindestens eine resolution erhalten; spanien hat ja kein vetorecht...

nun gut, ich schweife ab, eigentlich wollte ich nur kurz erzählen, dass aufgrund dieses feiertages der montag frei war und ich kurzerhand für ein langes wochenende auf die insel chiloé im süden chiles gefahren bin. fast 20 stunden fahrt (höhepunkt war sicherlich, als mein sitznachbar mitten in der nacht hunger verspürte und ein sandwich mit viel knoblauchmajonaise aß...) sowie die aussicht auf regenregenregen (knapp 2100mm pro jahr - zum vergleich: im verregneten münchen gibts etwa 970mm pro jahr) konnten mich nicht von diesem vorhaben abbringen. und es war schön, sehr ruhig, möchte auch gar nicht soviel schreiben, sondern eher die bilder sprechen lassen.

ach ja, hab interessante leute getroffen. erst zwei holländer, die vor ihrem chile-urlaub mit einer simson duo (ossis wissen, was das für ein ding ist...) von holland aus auf den brocken fahren wollten. nach 30km sind sie umgekehrt, da das gerät auf der landstraße gefährlich instabil war. alternativ haben sie es dann mit dem trabbi gemacht; mir freudig von elend und sorge erzählt und wie sie oben am brockenhaus einen schierker feuerstein getrunken haben. das alles in einer kindischen freude; aber ist ja auch klar, wenn sie das daheim in holland erzählen, stoßen sie bestenfalls auf vorgetäuschtes interesse.

ausserdem habe ich noch eine amerikanerin getroffen, die gerade auf dem heimweg von arbeit war. diese befindet sich in der antarktis, wo sie auf irgendeiner station als köchin tätig ist und dort überwintert hat. muss warm dort gewesen sein die letzten tage, lediglich minus 10 grad. war ein sehr interessantes gespräch.

aber ich wollte ja bilder zeigen. also, les presento chiloé:


chiloten auf der fähre nach chiloé - chilotes al ferry a chiloé






olli auf der fähre nach chiloé - olli al ferry a chiloé








garten mit blauem zaun - jardín con vallado azul





pulloverladen in castro, der hauptstadt von chiloé - en castro, la capital de chiloé





castrofjord; erinnert mich so an sanddorn auf rügen - fjordo de castro





brett mit sägespänen - tabla con aserraduras





palafitos in castro - palafitos en castro




haus mit schornstein - casa con chimenea




chonchi - chonchi




hafen von chonchi - puerto de chonchi




bretter ohne sägespäne - tablas sin aserraduras





haus auf chiloé - casa en chiloé




strand auf chiloé - playa en chiloé




stöcke am strand von chiloé - a la playa de chiloé




boot auf chiloé I - barca en chiloé I





boot auf chiloé II - barca en chiloé II




strandpicker - aves a la playa




eigener fluss am strand - río en la playa




stück deutschland auf chiloé - una parte de alemania en chiloé


Dienstag, 9. Oktober 2007

von steaks und atombomben

Ja liebe Leute,

hab mich jetzt dann doch mal zu dieser neuen Errungenschaft der Technik, dem Blog durchgerungen. Ist mir ja nicht wirklich leicht gefallen, doch nachdem ich massivst unter Druck gesetzt wurde, doch mal wieder Bilder und Berichte zu mailen, erfolgt die Veröffentlichung neuer Abenteuer auf den Spuren Che Guevaras und San Martíns auf diesem Wege. Das einzige, worüber ich mir noch nicht ganz im klaren bin ist, ob ich alles kleinschreiben oder auch die großbuchstaben berücksichtigen soll. ach ich glaub ich werde die einfach mal ignorieren. für kritik an diesem vorgehen habe ich jederzeit ein offenes ohr...

ja, was hab ich so erlebt? also vor ungefähr zwei wochen war ich im schönen argentinien. ist ja nicht weit, grade einmal ein kleines stück gebirge dazwischen, doch die habens in sich: die fahrt mit dem bus ging vorbei am höchsten berg ausserhalb des himalaya, dem aconcagua mit 6.962m. auch sonst sind die anden ein sehr beeindruckendes gebirge; infrastrukturell noch nicht so erschlossen wie die alpen (keine skigebiete alle 3km), selbst an leitplanken an den straßen mangelts. die adler sind hier etwas größer und heissen kondore und auch der schnee fällt von märz bis september und nicht andersrum. alles in allem sehr imponierend.









































nach etwa 24 stunden in einem reisebus mit liegesesseln, frühstück und frischem café kam ich dann auch schon auf der anderen seite südamerikas in buenos aires an. ist schon etwas größer als santiago, ging etwa eine stunde nur durch stadtstadtstadt. 16 millionen einwohner müssen ja auch irgendwo platz haben. trotz regen und latenter müdigkeit habe ich dann nicht auf einen kleinen stadtspaziergang verzichtet, auf dem ich gleich mal die neuesten tipps und tricks der argentinischen straßengauner kennenlernen durfte:

(frau mittleren alters taucht neben mit auf, mitleidiger blick)
frau: "ooh, junger mann, sie haben da farbe an ihrer hose, die kam vom haus da oben..."

(erblicke weisses zeug hinten auf meiner hose)
ich: "ach so ein pech aber auch..."

frau: "benötigen sie vielleicht ein taschentuch? so ein ärger, eieiei..."

ich: "klar gerne. rucksack auch voller farbe?"

frau: "jaja, alles voller farbe. ach mensch..." (hilft mir, meinen rucksack in eine ecke zu stellen, während ich mir die hose reinige)

(wenige sekunden später, andere frau kommt hinzu, während ich reinigenderweise vor meinen rucksäcken stehe, und zeigt in eine komplett andere richtung auf irgendeinen punkt am himmel)
andere frau: "schau mal, da oben"

naja, hab mir dann in diesem moment gedacht "so nicht, liebe leute", mich schützend vor meine rucksäcke gestellt und das dann zum glück noch rechtzeitig vor dem jungen mann, der scheinbar unbeeindruckt sein handy begutachtet und dabei zielstrebig auf meine rucksäcke voller gold zuging. die damen sind brabbelnderweise vondannen gezogen, während ich den rest der sonnenmilch auf meiner hose entfernt habe.

aber es ist nicht alles schlecht in buenos aires. toll sind zum beispiel die häuser, die neoklassizistisch einen eindruck von paris, london oder auch berlin vermitteln. kleine gässchen mit netten cafés und viel grün, ein stadion in den schwedischen nationalfarben (für die fussballfans: boca juniors) und vor allem: fleisch soweit das auge reicht. die argentinier kennen da ja keinen mangel, sie ziehen die kühe nicht groß um die wiesen kurz zuhalten oder um milch zu zapfen, nein, sie ziehen sie groß um sie zu schlachten und fleisch zu produzieren. bife de chorizo, lomo, cuadril, tira de asado - parilla ist das zauberwort. drei euro für ein steak vom grill in der größe einer pizza, traumhaft.

genug der schwärmerei. es gab auch tango, der getanzt werden wollte. also bin ich mit dem christof, den ich da besucht habe, und einigen mädels aus meinem hostal zu einer milonga (so etwa wie tanztee auf argentinisch) gegangen. eine der mädels konnte einige schritte, und so hat sie mich dann in die kunst dieses hochdramatischen, tieftraurigen, aber dennoch charaktervollen tanzes eingeweiht. nett wars.

















am dienstag abend gings dann nochmal mit christof auf eine demo für die gerechte sache. und zwar sollte julio lópez gedacht werden, einem einfachen arbeiter, der als kronzeuge gegen schergen der vor über 20 jahren beendeten militärdiktatur aussagen sollte. vor einem jahr verschwand er dann spurlos und gilt seitdem als weiterer "desaparecido", als verschwundener, von denen in der zeit der militärjunta mehr als 20.000 menschen ermordet wurden. gegen dieses verschwinden wurde an diesem tag demonstriert, da es für die argentinier unvorstellbar ist, dass so etwas heutzutage in einem "demokratischen" argentinien passieren kann.

ich fands sehr interessant, da die argentinier durch diese zeit sehr traumatisiert, aber dennoch hochpolitisiert sind. unzählige parteien (auf dieser demo hauptsächlich links, logisch) haben aus dieser demo ein kleines event gemacht, mit musik und tanz, aber dennoch kämpferisch. in chile, einem land, welches auch immens unter der diktatur gelitten hat, sehen demos anders aus: erst wird mit einigen postern demonstriert, dann werden auf der einen seite die steine und molotiv-cocktails und auf der anderen seite tränengas und wasserwerfer rausgeholt. an den jeweiligen tagen fällt dann immer uni aus, was auch seine positiven seiten hat.

















weiter gings dann über flache pampa (ich hab noch nie soviel flachland mit wiesen und kühen gesehen, einfach nur flachflachflach über hunderte von kilometern) nach córdoba. das ist so eine stadt etwa in der mitte von argentinien mit vielen studenten. hab da mit der judith, die auch in santiago studiert, die stadt erkundet. auch ganz nett, mit vielen mittelalterlich-spanisch anmutenden klostern, netten leuten und steaks. waren auch ein bischen feiern, ist ja ne studentenstadt, in der so einiges geht. so als kleine anekdote: im falklandkrieg, in dem england militärisch einige felsen im südatlantik zurückkolonialisieren wollte und dies auch geschafft hat, war córdoba potenzielles ziel für eine atombombe, sollte argentinien die oberhand gewinnen oder zuviele englische soldaten fallen. wäre schade drum gewesen...

ja auf jeden fall gings dann auch wieder zurück ins schöne santiago zu studieren, was ich jetzt auch grad wieder mache.

so, demnächst gibts dann einige geschichten von vulkanen, thermen und pferden, bis dahin ganz liebe grüße
euer olli

ach ja, sorry dass es nicht mehr bilder gibt und vor allem nur geklaute (hehe), aber meine kamera hat letztens entschieden, ohne mich weiterzureisen und ist im bus geblieben...