potosí
grosse bedeutung erlangte bolivien, als in potosí silber gefunden wurde. prompt wurde potosí, zuvor ein kleines kaff mitten auf dem anden-hoch-plateau altiplano, zum zentrum der glücksritter und der quelle des spanischen reichtums (obwohl spanien zu dieser zeit durch die amerika-eroberungen finanziell so ausgelaugt war, dass die silbervorkommen zum abzahlen der kredite der grossen europäischen geldgeber wie der augsburger függer verwendet wurden - "españa tenía la baca, pero otros tomaban la leche" - "spanien hatte die kuh, aber andere tranken die milch"; eduardo galleano). der ehemalige reichtum drückt sich unter anderem in einem spanischen sprichwort aus: "vale un potosí" ("es ist ein potosí wert", aus don quijote).
potosí galt zu dieser zeit als höchstgelegene (4.070m) und reichste stadt der welt und grösser als new york, rom und london. das mit dem "höchstgelegene grossstadt der welt" gilt auch heute noch, alles andere nicht...
hab die mine heute mal besucht, ist schon bedrückend, wie menschen heutzutage noch unter diesen bedingungen arbeiten können. staub, dunkelheit, hitze, vorsintflutliche arbeitsgeräte, wenig sauerstoff - bedingungen wie noch vor 300 jahren. kein wunder dass die minenarbeiter das nur mit koka-blättern ("hojas sagradas" - "heilige blätter") ertragen. selbst kinderarbeit ist erlaubt, mit zehn, elf jahren werden die söhne schon von ihren vätern mitgenommen. dafür liegt die lebenserwartung im schnitt bei 50 jahren.
geschichte boliviens
2005 wurde dann mit haushohem vorsprung der indígeno und ehemalige koka-bauer evo morales gewählt, der mit seiner linken politik vor allem die arme landbevölkerung für sich gewinnen konnte. prompt verstaatlichte morales die für boliviens wirtschaft und psyche lebensnotwendige gasindustrie, verbrüderte sich mit anderen sozialistischen führern wie hugo chavez und fidel castro und stellte sich gegen die usa, indem er für den anbau der koka-pflanze und ihre nutzung als traditionelles heilmittel und kulturgut warb ("coca si, cocaíne no" - "koka ja, kokain nein").
bei den nachfahren der alten inka- und tiahuanaco-kulturen, die hauptsächlich auf dem altiplano leben, kommt morales mit dieser politik super an. die eher reicheren nachfahren europäischer einwanderer im tiefland ("media luna" - "halbmond", weil diese tieflandregionen einen halbmond in bolivien bilden) sind von ihm nicht ganz so begeistert und äussern immer mal wieder abspaltungsgedanken, zuletzt im dezember 2007, wo es in santa cruz und anderen städten zu heftigen unruhen kam.