Samstag, 9. Februar 2008

bolivien-foto-love-story

bueno, nachdem ich rechts schon mal versprochen habe, hier jetzt die fotos der letzten zeit.

la paz
hauptstadt boliviens, naja eigentlich nur der sitz der regierung und der exekutive; verfassungsmaessige hauptstadt ist seit der unabhaengigkeitserklaerung 1825 sucre. trotzdem ist la paz insgeheim hauptstadt, da hier die meisten menschen wohnen (etwa 1,3 millionen mit el alto) und das leben tobt.


maskierter schuhputzer vor der kathedrale - warum maskiert? keine ahnung...



parlament und plaza murilo - beliebter ort von demonstrationen und ausschreitungen, die in der vergangenheit schon des oefteren zu regierungswechseln gefuehrt haben



cristóbal colón (christoph kolumbus) - mit seiner westindienreise begann die eroberung amerikas; mit all seinen positiven und negativen seiten






tiahuanaco
von la paz aus kann man einen super ausflug nach tiahuanaco machen, einer ruinenstadt der gleichnamigen präkolumbianischen kultur, die von etwa 1.500 v. chr. bis 1.200 n.chr. rund um den nahen titicaca-see lebte. diese haben viele tempel und aehnliches gebaut, die sowohl zu religioesen zwecken als auch zur astronomie dienten.

klimaveraenderungen machten der kultur ein ende, doch in verschiedenen braeuchen der inkas sowie in der sprache aymara, die auch heute noch von der mehrheit der bolivianer (u.a. von evo morales) gesprochen wird, findet man immer noch kulturelle ueberbleibsel.

die tempel wurden von den spaniern durch ihre gier nach gold waehrend der conquista zerstoert und teilweise zugeschuettet, so dass die anlagen wieder komplett archaeologisch freigelegt werden muessen (= ausgebuddelt).





sonnentor der tiahuanaco






coroico
da ja reisen bekanntlich anstrengend ist und auch das klima auf dem altiplano und im 3.500m hohen la paz nicht so warm ist, sind wir direkt mal fuer zwei tage nach coroico in den yungas gefahren. die yungas sind die taeler am uebergang der riesigen hochebene altiplano (durchschnittlich 3.600m ü.NN. und etwa so gross wie die neuen bundeslaender plus bayern) in die amazonas-tiefebene, die einen grossen teil boliviens einnimmt.

neben tourismus ernaehren sich die yungeños hauptsaechlich von landwirtschaft. ist auch eines der hauptanbaugebiete fuer coca, wobei die yunga-blaetter in den kommerziellen verkauf kommen (zum kauen, fuer die coca-tee-zubereitung und andere traditionelle sachen) und nicht zur kokain-herstellung (diese blaetter kommen hauptsaechlich aus der region chapare in der naehe der stadt cochabamba).

mit einem tropischen klima, viel gruen, grandiosen ausblicken ueber weite taeler und einer relaxten stimmung war coroico bestens geeignet, fuer zwei tage fuesse und seele baumeln lassen.











oruro
das kulturelle highlight suedamerikas sind neben unzaehligen ruinen vermutlich die carnavals. den vermutlich bekanntesten hat ja rio de janeiro, doch auch bolivien hat da was zu bieten. in der trostlosen minenstadt oruro mitten auf dem altiplano gibt's einen carnaval, und zwar einen verdammt bunten.

40.000 taenzer ziehen von morgens um acht bis nachts um drei durch die strassen, geschmueckt mit kunterbunten kostuemen oder knappen roeckchen; begleitet von bolivianischer blasmusik in mindestens orchestergroesse. und das am naechsten tag gleich noch mal.

die zuschauer sitzen auf tribuenen und schauen zu, sind unverkleidet, doch nicht tatenlos. wenn mal grad 'ne kleine verschnaufpause zwischen den einzelnen carnaval-gruppen kommt, bewerfen sie sich wie wild mit wasserbomben, bespritzen sich mit wasserspritzpistolen und argentinischem kunstschnee aus der dose. klingt witzig, isses auch, solange man einen spritzwasserfesten poncho anhat. dann kann man auch klasse mitmachen. woher diese tradition kommt und was das soll, konnte mir so keiner beantworten.

kulturell gesehen werden durch die taenze sowohl präkolumbianische kulturen als auch die juengere geschichte (namentlich die conquista; die spanische eroberung) gewuerdigt. auch tío, der schutzheilige der mineros kommt nicht zu kurz. alles in allem ein kunterbuntes spektakel mit ueber einer halben million besuchern. hier jetzt fotos:
























isla del sol
irgendwann muss es ja mal weitergehen, und so bin ich direkt nach dem carnaval ueber copacabana (nee nicht an warmen atlantikkuesten, sondern an rauhen titicaca-see-gestaden) gefahren. da das alle machen und copacabana langweilig ist, bin ich zur isla del sol (sonneninsel) gefahren, einer kleinen insel 1,5 bootsstunden von copacabana entfernt.

es hat sich gelohnt, hab dann verstanden, warum das alle machen. die insel erhebt sich majestaetisch aus dem stahlblauen titicaca-see (hoechster schiffbarer see der welt; wer daran zweifelt, es ist zumindest der groesste hoechstgelegene see der welt) und ist nicht mal 5km lang. dadurch kann man sie super wandernd erkunden, was ich dann auch gemeinsam mit einer ziemlich anstrengenden brasilianerin tat. wobei ich nicht weiss, was anstrengender war, der weg oder die brasilianerin, da es nur rauf und runter ging. aber es hat sich gelohnt.



inselbewohnerin






hab dann unterwegs einen halbalternativen argentinier getroffen, der schon seit zwei wochen auf der insel lebte, um in die oertliche kultur "einzutauchen" und aymara zu lernen (war psychologe). hat mir erst heilkraeuter der insel gezeigt und dann noch vielerlei ueber die inselbewohner erzaehlt. so haben sie z.b. einen "cuidador de la valle" ("talbewacher" oder "-aufpasser"), der ein jahr lang jede nacht in einer kleinen huette auf einem berg lebt und bei sich ankuendigenden regenfaellen dynamit wirft und laut schreit, um die dorfbewohner unten im tal aufzuruetteln, damit sich diese in sicherheit bringen. durch die regenfaelle loesen sich naemlich grosse gesteinbrocken, rollen ins tal und zerstoeren huetten und darin schlafende insulaner.

interessant war auch, dass es in aymara kein wort fuer "freund" gibt, da ein jeder grundsaetzlich erstmal ein freund ist. klasse, oder? anstrengend wurde es, als er anfing, sich mit der brasilianerin (auch psychologin) ueber freud'sche psychoanalyse sowie ihre jeweils bereits absolvierten therapien unterhielt. ist ja nicht so meins...

zurueck zur insel. es gab auch ruinen. da ja laut geschichte der grandiosen inca-kultur die isla del sol der ort war, an dem der sonnengott inti den ersten inca-herrscher manco cápac abgesetzt hat, war es fuer die incas ein mysthischer ort. es gibt uralte, in den stein gehauene treppen und im norden verlassene doerfer mit tempelanlagen und steinhaeusern ueber beeindruckender steilkuestenlandschaft.















cusco
weiter ging's, immer noch mit anstrengender brasilianerin, deren lebensgeschichte ich mittlerweile ausswendig konnte, nach peru. ueber puno, wo die brasilianerin gluecklicherweise ausstieg, fuhr ich nach cusco.

zwischendurch hab ich dann gleich mal das strassenverhalten der peruaner kennenlernen duerfen. folgende situation in chronologischer reihenfolge:
  1. mindestens 6-8 polizisten stehen auf der strasse und winken wie wild mit taschenlampen; ich hab ja vermutet, dass der bus anhalten sollte
  2. busfahrer ist anderer meinung und faehrt weiter
  3. fuenf minuten spaeter ueberholt polizeiauto
  4. zwei minuten spaeter stehen 6-8 polizisten auf der strasse und winken wie wild mit taschenlampen; busfahrer muss anhalten, sonst gaebe es ueberfahrene polizisten
  5. polizisten nehmen in der naechsten stunde den bus komplett auseinander
letztendlich durften wir nach ausfuehrlicher ueberpruefung weiterfahren ins schoene cusco. mittlerweile eine hochtouristische kolonialstadt (ist ja das tor zum weltberuehmten machu picchu, dazu spaeter mal mehr...), war es mal hauptstadt des gigantischen inca-reiches, das zur bluetezeit eine ausdehnung von nordecuador bis suedlich von santiago de chile hatte ("qosqo" bedeutet in der inca-sprache quechua "nabel der welt"). dort begruessten die inca die ersten conquistadores, dort nahm francisco pizarro den inca atahuallpa fest und liess ihn hinrichten, dort raubten die spanier das inca-gold und zerstoerten durch ihre kolonialpolitik eine hochentwickelte, jedoch militaerisch unterlegene grosskultur.

spuren dieser kultur sieht man auch heute noch in der stadt. unter den kolonialen haeusern gibt es noch immer viele inca-mauern, die durch eine sehr exakte bauweise gekennzeichnet sind. sieht spitze aus. und 'n kleines bischen schoen sind ja koloniale spanische haeuser irgendwie auch...









kathedrale von cusco






12eckiger stein, moertellos verarbeitet















verteidigungsanlagen der incas in sacsayhuamán - half gegen alle, nur nicht gegen die spanier

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